Vergangenen Oktober präsentierten wir den Spielfilm Notre-Dame du Nil (Atiq Rahimi 2019) – heute stellen wir die gleichnamige Romanvorlage der ruandischen Schriftstellerin Scholastique Mukasonga vor. Bereits 2014 erschien sie in deutscher Übersetzung unter dem Titel Die heilige Jungfrau vom Nil in der Reihe AfrikAWunderhorn.
Hoch oben in den Bergen Ruandas, an einer Quelle des Weißen Nils, werden in den 1970er Jahren die Töchter von Geschäftsleuten, hochrangigen Militärs und Politikern in einem katholischen Mädcheninternat auf ihr zukünftiges Leben als Ehefrauen der Elite des Landes vorbereitet. Sie gehören der Ethnie der Hutu an, doch aufgrund der vorgeschriebenen Quote müssen zehn Prozent der Schülerinnen Tutsi sein. Viele Hutu wollen dies nicht akzeptieren. Als zur Weihung der neuen Marienstatue an der nahegelegenen Nilquelle die militante Ruandische Jugend erscheint, wird die Lage für die Tutsi-Mädchen zunehmend gefährlicher.
Scholastique Mukasonga selbst wurde ebenfalls an einem Lycée in Kigali im Rahmen der zehn Prozent Quote für Tutsi aufgenommen. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse aus dieser Zeit ließ sie in den Roman einfließen. Ausgezeichnet wurde er unter anderem mit dem Prix Renaudot im Jahr 2012, der zu den fünf großen französischen Literaturpreisen zählt.